Belege bestätigen, dass seit 1737 Wasserstechen in Donauwörth stattgefunden haben. Das Stechen fand üblicherweise alle sechs bis sieben Jahre, jeweils zu Kirchweih oder Nachkirchweih – natürlich nur mit „obrigkeitlicher Bewilligung“ statt. Bei besonderen Anlässen auch außerhalb des Jahresturnus und der Jahreszeit.
Als sich im Jahre 1983, auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Dr. Alfred Böswald, einige „gestandene Mannsbilder“ zu einem neuen Verein zusammenschlossen, um die Tradition des Fischerstechens in Donauwörth wieder aufleben zu lassen, glaubten nur wenige, dass sich dieser Verein über einen längeren Zeitraum behaupten können würde.
Handelte es sich doch um einen, letztmals im Jahre 1850 in Donauwörth gepflegten Brauch, der sich seitdem in einem Dornröschenschlaf befand. Motiviert, durch beachtliche Erfolge beim Kampf mit anderen Mannschaften, die anfangs nur aus dem Donaugebiet kamen, wurden neue Freundschaften mit anderen Akteuren geschlossen und unser Verein festigte sich zu einer schlagkräftigen Truppe, die seither in zweijährigem Turnus ein eigenes Turnier auf der Wörnitz, unter reger Beteiligung der Bevölkerung austrägt.
Aber auch auf internationaler Ebene gelangen uns beachtliche Siege und wurden Freundschaften zu anderen Vereinen im europäischen Ausland geschlossen. Wir Fischerstecher haben seither die Farben unserer Stadt würdig in Österreich, Belgien, Frankreich und der Schweiz vertreten und Donauwörth bekannt gemacht.
Die Erfolgsgeschichte zeigt sich aber auch vor Ort. So konnte sich die Mitgliederzahl seit dem Gründungsjahr von 10 auf nunmehr 85 erhöhen. Insbesondere Alt OB Dr. Böswald hat als Förderer der Fischerstecher zum stetigen Aufstieg beigetragen in dem er unter anderem es durch seine Fürsprache ermöglichte, dass wir Fischerstecher das alte Sägewerk bei der Stadtmühle als Werkstatt, Bootshaus und Vereinsheim von der Stadt Donauwörth zur Verfügung gestellt bekamen.
Durch den Einsatz vieler Mitglieder konnte der Verein das alte Sägewerk zum Trockendock umfunktionieren und seither sind wir in der Lage Reparaturen an unseren Zillen im Trockenen vorzunehmen und somit den alten Brauch des Fischerstechens am Leben zu erhalten.
Wir, die Fischerstecher, sind weiterhin bemüht im zweijährigen Wechsel mit dem Reichstraßenfest ein Fischerstechen auf der Wörnitz zu veranstalten, damit diese alte Tradition in unserer ehemals Freien Reichsstadt nicht in Vergessenheit gerät. Der Erhalt dieses Brauchtums bedeutet für uns aber auch, kommenden Generationen ein Stück Geschichte weiterzugeben.
In der Hoffnung, dass das Fischerstechen in Donauwörth weiterhin eine liebenswerte Tradition bleibt, mit der sich alle unsere Freunde und Gönner identifizieren können, wünsche ich unseren Donauwörther Fischerstechern auch weiterhin viel Erfolg und Freude.
Mit einem herzlichen
Na hui, in Gott´s Nam
(alter Ausspruch der Schiffer, bevor man eine Schiffsreise antrat)
Josef Pösl